Anhand eines Interviews von Fred* über seine Alkoholsucht (FR362) diskutieren Lorenz und ich, inwiefern Identifikationen und Symbolisierungen im Sinne von Lacan zu einen Transformationsprozess auslösen können. Dabei beziehen wir uns auch auf die anthropologischen Kategorien.
Schlagwort: Anthropologische Kategorien
Transformatorische Bildung – Folge 158 „Die Geschichte einer Aussteigerin: Leben in den Bäumen“
Im Anschluss an die letzte Episode geht es wieder um die Geschichte einer Aussteigerin. Linnea und ich diskutieren, wie sich das Leben in den Baumhäusern im Hambacher Forst gestaltet (FR422).
Wir benutzen die Transformatorische Bildung nach Kokemohr und Koller sowie die Pädagogische Anthropologie nach Wulf und Zirfas.
Dabei hat sich in der Analyse der anthropologischen Kategorien herausgestellt, dass sich in diesem Interview die Erfahrungen entweder in der Kategorie des Körpers und des Raumes oder im Sozialen bündelt.
Zudem diskutieren wir den Prozess vor der Trias: Emotion, Praxis und Theorie.
Zum Schluss stellen wir kurze Überlegungen dazu an, wie sich das Performative und Imaginäre in den Interviews zeigt und wie sich die Erzählung oder Plot in einem Film gestalten lassen würde.
Transformatorische Bildung – Folge 157 „Ausbruch aus dem Käfig der Normalität und Leben in der Jurte“
Carina, Ben und ich unterhalten uns über das narrative Interview mit Anna* (FR413). Sie beschreibt ihren Ausbruch aus dem Käfig der Normalität und Leben in der Jurte, einem mongolischen Zelt. Vergleich: Wikipedia zur Jurte.
Zu Anfang besprechen wir drei theoretische Herangehensweise an das empirische Material: die transformatorische Bildung nach Koller mit der Analyse rhetorischer Figuren. Die Trias von Emotion, Praxis und Theorie nach Zirfas. Und zum Schluss die anthropologischen Kategorien von Körper, Soziales, Raum, Zeit, Kultur, Subjekt und Grenzen.
Wir gehen in den darauffolgenden Analyse einzelner Textteile vom Diachronen zum Synchronen vor und besprechen den Verlauf des Interviews mit der Transformationstheorie und der Trias. Als theoretische Referenzen verwenden wir die Phänomenologie des Fremden nach Waldenfels und das Register des Imaginären und den Prozess der Identifikation nach Lacan. An manchen Stellen zeigen sich auch Anrufungen als “zu junge Mutter” im Sinne von Butlers. Nach dem Durchgang der einzelnen Sequenzen aus dem Interview versuchen wir, die Verlaufsform des Interviews zu bestimmen. Am Ende der Analyse sammeln wir die anthropologischen Kategorien ein, die sich im Aspekt des Raumes bündeln und alle Kategorien verknüpfen. Zum Schluss gehen wir die Performativität der Erzählung in Bezug auf das Buch Erzählende Affen durch und versuchen zu beschreiben, welche Gattung das Interview als Buch oder Film figuriert. Eine Idee war sich zu fragen, welche Ähnlichkeiten und unterschiede die Narration zum klassischen Bildungsroman hätte, zum Beispiel zu Wilhelm Meisters Lehrjahre von Goethe.
Transformatorische Bildung – Folge 156 „Anthropologische Dimensionen des Reisens diskutiert an zwei Interviews“
Sofia und ich unterhalten uns über die Bedeutung des Reisens für Bildungsprozesse. Dabei beziehen wir uns auf das Interview mit Anton* und mit Ashley*. Die Lebensgeschichte von Ashley haben wir bereits in dem Podcast Folge 123 analysiert. Also Theoriereferenzen benutzen wir Wilhelm von Humboldt und Waldenfels in der Lesart von Ruprecht Mattig und Leopold Klepacki und Jörg Zirfas.
Aufsätze der Autoren sind im Sammelband: “On the beaten Track. Zur Theorie der Bildungsreise im Zeitalter des Massentourismus” (J.B. Metzler 2022) erschienen. Besonders relevant ist für unsere Analyse der Begriff der Abständigkeit.
“Ästhetische Bildung erscheint in diesem Sinne als Eröffnen von kulturellen Abständen der Wahrnehmungen, um neue sinnliche Ressourcen zu entdecken. Ästhetische Identität erscheint in diesem Sinne eher als ein kultureller Dialog, ein sinnliches Kraftfeld, ein virtueller Explorationsraum, mithin als ein Medium, das in Aus-Einandersetzung bleibt. Wir können hier von einem abständigen Ich des Reisenden sprechen, das nie ganz bei sich oder auch nicht beim Anderen oder Fremden ist. Und die Kunst der Bildungsreise liegt schließlich dementsprechend darin, diesen Schwebezustand zu ermöglichen.” (ebd. S. 112)
Ein Podcast zum Wohnen und Reisen Folge 42 ist mit Patrick Vetter enstanden.
Transformatorische Bildung – Folge 155 „Anthropologische Bildungsforschung? Wie lässt sich die Verarbeitung einer Alkoholsucht mit Hilfe der Pädagogischen Anthropologie analysieren?“
Aysel und ich unterhalten uns über ein narratives Interview mit Nadine*, die ihre Drogen- und Alkoholsucht mit Hilfe der Anonyme Alkoholiker überwindet. Dabei beziehen wir uns auf verschiedene Theorien.
- Koller unterscheidet zwischen Welt, Anderen und Selbstverhältnis.
- Zirfas zwischen Emotion, Praxis und Theorie
- Lacan zwischen Reales, Symbolisches und Imaginäres (RSI)
Dieses kombinieren wir mit den anthropologischen Kategorien: Körper, Soziales, Zeit, Raum, Kultur, Subjekt in seinen Grenzen aus dem Handbuch Pädagogische Anthropologie.
Als Frage im Hintergrund steht, inwiefern man in der Kombination aus Pädagogische Anthropologie und transformatorischer Bildung anhand narrativer Interviews eine Anthropologische Bildungsforschung entwickelt werden könnte und welche methodischen Zugänge dazu relevant sein könnten.
Transformatorische Bildung – Folge 154 „Transformation und die Trias von Emotionen, Praxis und Theorie“
Paula und ich unterhalten uns über der Interview FR214, in dem es um den Prozess geht, wie man ein veganer Ernährungsweise annimmt. Dieses beziehen wir auf die Trias von Zirfas von Emotionen, Praxis und Theorie oder Herz, Hand und Kopf (aus der Pädagogische Anthropologie). Zum Schluss gehen wir nochmal die anthropologischen Kategorien von Körper, Soziales, Zeit, Raum, Kultur, Subjekt und Grenzen durch.
„Im Abendland finden sich anthropologische Überlegungen aber auch häufig um eine Trias zentriert, die über Jahrhunderte hinweg verschiedene Ausprägungen erfahren hat. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier einige bedeutsame Anthropologien benannt: Bei Platon ist die Rede vom Menschen als Integral von Vernunft (Lernbegierigem), Mut (Löwenartigem) und Begehren (Schlangenartigem), Thomas von Aquin begreift ihn durch Denken, Wollen und Fühlen, während für Jan Amos Comenius Vernunft (eruditio), Selbstbeherrschung und Zivilisierung (mores) sowie Ehrfurcht und Glaube (religio) den Menschen ausmachen. Bei Immanuel Kant wird die Anthropologie durch das Erkennen, die Moral und die Hoffnung konturiert, Johann Heinrich Pestalozzi fasst den Menschen durch Herz, Hand und Kopf und bei Sigmund Freud finden wir die Dreiheit von Es (Trieb), Ich (Handlung) und Über-Ich (Normen). Kurz: Der Mensch erscheint im Okzident (in zentralen Anthropologien) als animal rationale, animal sociale und animal emotionale – als vernünftiges, praktisches und emotionales Lebewesen.“ (Zirfas. Pädagogische Anthropologie, 164 ff.)
Die anthropologischen Kategorien werden auch im letzten Podcast thematisiert. Transformatorische Bildung – Folge 153 „Anthropologische Kategorien und transformatorische Bildung in Bezug auf Erfahrungen bei den Zeugen Jehovas“
Transformatorische Bildung – Folge 153 „Anthropologische Kategorien und transformatorische Bildung in Bezug auf Erfahrungen bei den Zeugen Jehovas“
Luca und ich unterhalten uns über den Transformationsprozess bei dem Verlassen der Zeugen Jehovos. Dabei beziehen wir das narrative Interview auf die anthropologischen Kategorien: Körper, Soziales, Zeit, Raum, Kultur, Subjekt und Grenzen aus dem Handbuch Pädagogische Anthropologie von Wulf und Zirfas (Hrsg.)
Relevant ist dabei folgende Passage aus dem Handbuch (S. 24)
Dann erfolgt ein systematischer Überblick über die anthropologischen Grunddimensionen: Der Mensch ist, und diese Dimension stand historisch lange im Schatten des Geistes, ein körperliches Wesen. Der Körper ist Ausgangspunkt, Zielpunkt, Gegenstand und Mittel pädagogischer Einwirkungen und hinsichtlich seiner Sinnlichkeiten und Praktiken in den Blick zu nehmen (Kapitel 2: Körper). Der Mensch ist wei- terhin, und das wurde bislang auch betont, ein soziales Wesen. Die Selbstbeziehung und die Weltbeziehung werden wesentlich über soziale Beziehungen vermittelt und entwickelt, was u. a. mit dem Umstand zusammenhängt, dass die sozialen Erfahrungen ontogenetisch schon vor der Geburt von so zentraler Bedeutung für den Menschen sind (Kapitel 3: Soziales). Der Mensch ist sodann ein zeitliches Wesen, das eine phylogenetische und eine ontogenetische Geschichte hat; zudem muss es seine Zeit und die seiner Mit- menschen in irgendeiner Form „zeitigen“. Auch die Thematik der genetischen, sozialen, individuellen etc. Zeiten und der Umgang mit ihnen ist ein konstitutives Thema der Pädagogischen Anthropologie (Kapitel 4: Zeit). Das gilt auch für den Raum: So wie sich der Mensch von der Zeit her verstehen lässt, so auch vom Raum. Er schafft sich – mehr oder weniger – pädagogische Räume und er versteht sich selbst in räumlichen Kontexten. Dabei lassen sich unterschiedliche Räumlichkeiten thematisieren, z. B. architektonische, psychische oder soziale (Kapitel 5: Raum). Der Mensch ist ein Kulturwesen, wobei hier unter Kultur die Gesamtheit von Lebensformen und mentalen Grundlagen einer Gruppe verstanden wird. Für die anthropologische Kulturalität spielen vor allem performative, mimetische und symbolische Dimensionen eine wichtige Rolle. Die Kultur dient dem Menschen zur Gestaltung des Überlebens wie des guten Lebens, als auch dem Verständnis seiner selbst und der Welt (Kapitel 6: Kultur). Sodann lässt sich der Mensch auch als subjektives Lebewesen verstehen, als Individuum mit einer einzigar- tigen Biographie. Erfahrungen, Reflexionen und Wertmaßstäbe haben einerseits einen radikal individuellen Kern und verweisen doch andererseits auf die sie ermöglichen- den allgemeinen Strukturen der Gesellschaft, der Normativität oder der Macht (Kapitel 7: Subjekt). Und schließlich ist der Mensch ein Wesen, das sich durch Grenzziehungen auszeichnet, es zieht Grenzen im Humanen (etwa zwischen gesund und krank oder zwischen weiblich und männlich) und es zieht Grenzen des Humanen (indem es Differenzen zu Gott, dem Tier oder der Maschine markiert), die auch ihre pädagogischen Effekte haben (Kapitel 8: Grenzen).
Transformatorische Bildung – Folge 152 „Identifikation und Symbolisierung als Anlass für Transformationen bei den Anonymen Alkoholikern (AA)“
Mailine und ich unterhalten uns über das Interview von Luca* (FR383). Wie hat er seinen Weg aus der Sucht gefunden. Dabei beziehen wir uns auf die drei Register: Symbolisch, imaginär und real bei Lacan.
„Eines morgens bin ich aufgewacht, war so ungefähr zwei Wochen später, nachdem ich diese Leberwerte bekommen, habe, dann habe ich zu meinem Hörer gegriffen, und dann habe ich die anonym Alkoholiker angerufen und hab gesagt, hey, ähm ich glaube, ich habe ein Alkoholproblem, dann habe ich das geschildert, und dann hat die Person mir am Telefon gesagt, so hört sich ganz danach an, als hättest du eins, und dann muss ich mir ja weinen, weil das einfach, dann war es besiegelt, also für mich. Und dann habe ich auch das erste Mal gesagt, ja, ich, ich bin Alkoholiker, und hat die Person gesagt, gut, dann kommt es heute Abend ins Meeting, und ähm, ja (.), und das war die beste Entscheidung, wahrscheinlich eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Wenn ich die Beste, auf jeden Fall die Beste in den letzten 15 Jahren, kann man sagen, weil äh ich bin da hingegangen, und ich habe gedacht, ich treffe jetzt den fünfundfünfzig jährigen Lkw Fahrer, der gerade seine Frau verloren hat, und alles so wie in diesen Filmen. Aber das war nicht so, waren zum größten Teil Leute in meinem Alter, manche bisschen älter, manche ein bisschen jünger, und die waren alle völlig normal. Aber die haben halt alle den Alkoholproblemen gehabt, und ich konnte mich damit wahnsinnig vielen identifizieren, und hab halt auch gemerkt, Alkolismus hat so, und in allen sozialen Schichten und in allen berufen und egal welchen Alters, ist es überall vertreten, und dann könnte ich das annehmen, und dann habe ich angefangen, daran zu arbeiten. (.)“ (FR383, Z. 437 – 453)
Zum Schluss diskutieren wir weitere Herangehensweisen:
So stellt sich die Frage, wie die Bedeutung der Praxis aus der Trias von Emotionen, Praxis und Theorie von Jörg Zirfas ist.
Zudem diskutieren wir kurz die anthropologischen Kategorien: Körper, Soziales, Zeit, Raum, Kultur, Subjekt und Grenzen aus der Handbuch Pädagogische Anthropologie von Wulf/Zirfas.