Transformatorische Bildung – Folge 160 „Und das hat mich total angesprochen und die waren auch alles Alkoholiker.“ Identifikation in AA

Anhand eines Interviews von Fred* über seine Alkoholsucht (FR362) diskutieren Lorenz und ich, inwiefern Identifikationen und Symbolisierungen im Sinne von Lacan zu einen Transformationsprozess auslösen können. Dabei beziehen wir uns auch auf die anthropologischen Kategorien.

Transformatorische Bildung – Folge 157 „Ausbruch aus dem Käfig der Normalität und Leben in der Jurte“

Carina, Ben und ich unterhalten uns über das narrative Interview mit Anna* (FR413). Sie beschreibt ihren Ausbruch aus dem Käfig der Normalität und Leben in der Jurte, einem mongolischen Zelt. Vergleich: Wikipedia zur Jurte.
Zu Anfang besprechen wir drei theoretische Herangehensweise an das empirische Material: die transformatorische Bildung nach Koller mit der Analyse rhetorischer Figuren. Die Trias von Emotion, Praxis und Theorie nach Zirfas. Und zum Schluss die anthropologischen Kategorien von Körper, Soziales, Raum, Zeit, Kultur, Subjekt und Grenzen.
Wir gehen in den darauffolgenden Analyse einzelner Textteile vom Diachronen zum Synchronen vor und besprechen den Verlauf des Interviews mit der Transformationstheorie und der Trias. Als theoretische Referenzen verwenden wir die Phänomenologie des Fremden nach Waldenfels und das Register des Imaginären und den Prozess der Identifikation nach Lacan. An manchen Stellen zeigen sich auch Anrufungen als “zu junge Mutter” im Sinne von Butlers. Nach dem Durchgang der einzelnen Sequenzen aus dem Interview versuchen wir, die Verlaufsform des Interviews zu bestimmen. Am Ende der Analyse sammeln wir die anthropologischen Kategorien ein, die sich im Aspekt des Raumes bündeln und alle Kategorien verknüpfen. Zum Schluss gehen wir die Performativität der Erzählung in Bezug auf das Buch Erzählende Affen durch und versuchen zu beschreiben, welche Gattung das Interview als Buch oder Film figuriert. Eine Idee war sich zu fragen, welche Ähnlichkeiten und unterschiede die Narration zum klassischen Bildungsroman hätte, zum Beispiel zu Wilhelm Meisters Lehrjahre von Goethe.

Transformatorische Bildung – Folge 155 „Anthropologische Bildungsforschung? Wie lässt sich die Verarbeitung einer Alkoholsucht mit Hilfe der Pädagogischen Anthropologie analysieren?“

Aysel und ich unterhalten uns über ein narratives Interview mit Nadine*, die ihre Drogen- und Alkoholsucht mit Hilfe der Anonyme Alkoholiker überwindet. Dabei beziehen wir uns auf verschiedene Theorien.

  1. Koller unterscheidet zwischen Welt, Anderen und Selbstverhältnis.
  2. Zirfas zwischen Emotion, Praxis und Theorie
  3. Lacan zwischen Reales, Symbolisches und Imaginäres (RSI)

Dieses kombinieren wir mit den anthropologischen Kategorien: Körper, Soziales, Zeit, Raum, Kultur, Subjekt in seinen Grenzen aus dem Handbuch Pädagogische Anthropologie.

Als Frage im Hintergrund steht, inwiefern man in der Kombination aus Pädagogische Anthropologie und transformatorischer Bildung anhand narrativer Interviews eine Anthropologische Bildungsforschung entwickelt werden könnte und welche methodischen Zugänge dazu relevant sein könnten.

 

 

Transformatorische Bildung – Folge 152 „Identifikation und Symbolisierung als Anlass für Transformationen bei den Anonymen Alkoholikern (AA)“

Mailine und ich unterhalten uns über das Interview von Luca* (FR383). Wie hat er seinen Weg aus der Sucht gefunden. Dabei beziehen wir uns auf die drei Register: Symbolisch, imaginär und real bei Lacan.

„Eines morgens bin ich aufgewacht, war so ungefähr zwei Wochen später, nachdem ich diese Leberwerte bekommen, habe, dann habe ich zu meinem Hörer gegriffen, und dann habe ich die anonym Alkoholiker angerufen und hab gesagt, hey, ähm ich glaube, ich habe ein Alkoholproblem, dann habe ich das geschildert, und dann hat die Person mir am Telefon gesagt, so hört sich ganz danach an, als hättest du eins, und dann muss ich mir ja weinen, weil das einfach, dann war es besiegelt, also für mich. Und dann habe ich auch das erste Mal gesagt, ja, ich, ich bin Alkoholiker, und hat die Person gesagt, gut, dann kommt es heute Abend ins Meeting, und ähm, ja (.), und das war die beste Entscheidung, wahrscheinlich eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Wenn ich die Beste, auf jeden Fall die Beste in den letzten 15 Jahren, kann man sagen, weil äh ich bin da hingegangen, und ich habe gedacht, ich treffe jetzt den fünfundfünfzig jährigen Lkw Fahrer, der gerade seine Frau verloren hat, und alles so wie in diesen Filmen. Aber das war nicht so, waren zum größten Teil Leute in meinem Alter, manche bisschen älter, manche ein bisschen jünger, und die waren alle völlig normal. Aber die haben halt alle den Alkoholproblemen gehabt, und ich konnte mich damit wahnsinnig vielen identifizieren, und hab halt auch gemerkt, Alkolismus hat so, und in allen sozialen Schichten und in allen berufen und egal welchen Alters, ist es überall vertreten, und dann könnte ich das annehmen, und dann habe ich angefangen, daran zu arbeiten. (.)“ (FR383, Z. 437 – 453)

Zum Schluss diskutieren wir weitere Herangehensweisen:

So stellt sich die Frage, wie die Bedeutung der Praxis aus der Trias von Emotionen, Praxis und Theorie von Jörg Zirfas ist.

Zudem diskutieren wir kurz die anthropologischen Kategorien: Körper, Soziales, Zeit, Raum, Kultur, Subjekt und Grenzen aus der Handbuch Pädagogische Anthropologie von Wulf/Zirfas.

Transformatorische Bildung – Folge 148 „Die Erschrockenheit über sich selbst – Frauen bei den Anonymen Alkoholikern (AA)“

Sophia und ich unterhalten uns über ihre Bachelorarbeit. Sie hat drei Frauen interviewt, die ihren Weg aus der Alkoholsucht gefunden haben: „Anhand von narrativen Interviews, welche im Vorfeld dieser Arbeit mit drei trockenen Alkoholikerinnen geführt wurden, soll der Moment der Transformation herausgearbeitet werden. Es soll untersucht werden, wie es diesen Frauen gelungen ist, ihren Alkoholismus hinter sich zu lassen“

„Die AA-Gemeinschaft wurde 1935 von zwei Alkoholikern, Bill W. und Dr. Bob, in den Vereinigten Staaten gegründet (vgl. Anonyme Alkoholiker Interessengemeinschaft e.V. 2011, S. VIIf.). Bill hat die Erfahrungen von Mitgliedern der Gemeinschaft aufgeschrieben und 1939 unter dem Titel „Alcoholics Anonymous“ veröffentlicht, wodurch auch der Name der Gemeinschaft entstanden ist (vgl. ebd.). Dieses Buch wird von der Gemeinschaft wie eine Art Leitfaden für die Genesung verwendet (vgl. ebd., S. XI). Die Aufgabe aller Mitglieder dieser Gemeinschaft ist es, die Nachricht weiter hinaus an noch leidende Alkoholiker*innen zu tragen und ihnen zu verdeutlichen, dass es eine Lösung gibt, wodurch sich auch die AA-Gemeinschaft immer mehr vergrößert (vgl. ebd., S. 69). Nun stellt sich allerdings weiterhin die Frage, weshalb gerade dieses Konzept so besonders erfolgreich ist, wenn es um die Genesung geht.“

Im Podcast diskutieren wir, inwiefern die Identifikationsangebote im Imaginären zur Transformation beitragen und welche Bedeutung das Sprechen oder Symbolisieren dabei hat.  Dabei beziehen wir uns auf die drei Register Symbolisches, Imaginäres und Reales (kurz: RSI) bei Lacan.

Als Frage bleibt, welche Bedeutungen in diesem Kontext Praktiken wie das 12 Schritte Programm haben.

 

Weitere Infos zu Lebensgeschichten in AA findet ihr auf der Webseite: Vom Trinken und vom Nüchtern werden.

 

Transformatorische Bildung – Folge 146 „Anrufung eines Menschen mit Essstörung“

Marie und ich unterhalten uns über ein narratives Interview (FR186), in dem die interviewte Personen Marie* ihren Weg aus einer Essstörung/Magersucht beschreibt. Als theoretische Grundlage dient uns das Konzept der Anrufung von Butler.

„Es stellt sich die Frage, ob Sprache uns verletzen könnte, wenn wir nicht in einem bestimmten Sinne »sprachliche Wesen« wären, die der Sprache bedürfen, um zu sein“ (Butler 2016, S. 9).
„Äm und die hat ganz klar zu mir gesagt (.) dein Gewicht, was du jetzt hast, ist eigentlich äm das Gewicht- du müsstest eigentlich in ne Klinik. Es ist viel zu wenig. Du bist viel zu ja äm (.) abgemagert? sozusagen. Ist irgendwie so ein doofes Wort (.) äm und äm (2) ja äm (.)“ (FR186, Z. 206-209).

Information und ein Beratungstelefon gibt es beim Bundesministerium für Gesundheit.

Einen weiteren Podcast von mir zu dem Thema Magersucht gibt es hier: Transformatorische Bildung – Folge 142 „Magersucht und die Wahrnehmung des eigenen Körpers“

Marie empfiehlt besonders folgenden Text von Koller und Rose zu Butler:

Rose, Nadine & Koller, Hans-Christoph (2012): Interpellation – Diskurs – Performativität. Sprachtheoretische Konzepte im Werk Judith Butlers und ihre bildungstheoretischen Implikationen. In: Ricken, Norbert & Balzer, Nicole (Hrsg.): Judith Butler: Pädagogische Lektüren. Wiesbaden: Springer (S. 75-94).

Transformatorische Bildung – Folge 142 „Magersucht und die Wahrnehmung des eigenen Körpers“

Luisa und ich unterhalten uns über ein narratives Interview. In diesem geht es um eine junge Frau, die an Magersucht erkrankt ist und wie sie ihren Weg raus aus der Sucht gefunden hat.

„Also da ich das so früh bekommen habe und auch schon so früh so viele schlimme Erfahrungen gemacht habe {…}. Und ich bin auch ein Stück weit, nicht erwachsen geworden, aber es hat mir so (.) ich kann viel besser jetzt Sachen nachempfinden. Ich bin in Sachen schon weiter, weil ich die Erfahrungen schon gemacht hab und die anderen Leute einfach nicht hatten {…}in vielen Situationen bin ich dann einfach schon entwickelter sozusagen. (FR352, Z. 486-493)

Transformatorische Bildung – Folge 136 “und man konnte nur die Füße sehen. Das Reale und der Blick“

Mit Julian unterhalte ich mich über ein Interview mit einer Fachkrankenpfegerin über ihre Erfahrungen nach Corona.

Transformatorische Bildung – Folge 135 “So ein altes Album. Veränderungen durch die psychoanalytische Kur.“

Mit Sophia unterhalte ich mich über ein sehr spannendes Interview, indem es darum geht, ob und wie man sich die eine Psychoanalyse verändern oder transformieren kann.

„Das Unbewusste ist jenes Kapitel meiner Geschichte, das durch eine Leerstelle (blanc) markiert oder durch eine Lüge besetzt ist: Es ist das zensierte Kapitel. Doch die Wahrheit kann wiedergefunden werden.

  • in den Monumenten: und dies ist der Leib
  • in den Dokumenten aus Archiven auch: und dies sind die Erinnerung meiner Kindheit
  • in der semantischen Entwicklung
  • in den Überlieferungen auch,
  • in den Spuren schließlich, die durch die Anpassung des verfälschten Kapitels in die es umrahmenden Kapitel erzwungen werden, …“ (Lacan. Sprechen und Sprache in der Psychoanalyse. Schriften 1. übers. Gondek, S. 305 – 306)

 

„…und zurück blicke, ist das so, wie so ne (.) alte Geschichte, so ein altes Album, was ich aufschlage und dann so: ach damals, damals, ich hab das Gefühl, ich hab schon zehn Leben gelebt so [mh], das ist so total verrückt“ (FR318, Z921 – 923)

Transformatorische Bildung – Folge 134 “Aha, über eins-neunzig groß, sportlich: Bundeswehr-Feldjäger“

Mit Lina unterhalte ich mich über die Psychoanalyse von Lacan. Dabei gehen wir die drei Register: Reales, Symbolische, Imaginäres (RSI) durch. Der Podcast ist auch als eine kompakte Einführung in die Psychoanalyse nach Lacan zu lesen. (FR305)