Transformatorische Bildung – Folge 130 “Klimaverträgliche Lebensweisen”

Jeremias und ich unterhalten uns über seine Bachelorarbeit zum Thema: „Über die Anlässe aktiven Engagements hinsichtlich der Umsetzung von klimaverträglichen Lebensweisen„. (Publiziert über KUPS – Kölner UniversitätsPublikationsServer)

In seiner Bachelorarbeit beschreibt der Autor die gesellschaftlichen Herausforderungen des Klimawandels. Dabei stellt er die aktuell hoch relevante Frage, wann sich Subjekte verändern: „Wie ein solcher Transformationsprozess bei Individuen ausgelöst wird und welche Anlässe en Prozess initiieren, dieser Frage widmet sich diese Arbeit …” (S. 1–2)

Er analysiert die zentralen Veränderungen innerhalb der Theorie der transformatorischen Bildung. Dabei fokussiert er auf den Übergang von einem informationstheoretischen Ansatz zu einem stärker sprachwissenschaftlichen Ansatz, der die Analyse von Figuren des Welt- und Selbstverhältnisses in den Mittelpunkt stellt. Im Hintergrund steht dabei das Problem, dass allein eine kognitive Einsicht in eine Krise nicht zwangsläufig zu Veränderungen der Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmuster führt.

Im Kontrast zu Koller mit seiner Fokussierung auf Krisen stellt er dann die Theorie des spontanen Handelns nach Nohl vor, bei der der Auslöser für Bildungsprozesse weit weniger gravierend angelegt ist. Diese Rekonstruktionen unter Einbeziehung von Dewey sind durchweg gelungen. Der Abschnitt zu Bourdieu thematisiert die zentrale Frage nach der Möglichkeit von Habitustransformationen im Anschluss an Rosenberg.

Im analytischen Teil wertet der Autor drei narrative Interviews aus. Diese sind durchweg spannend und ertragreich. Besonders die Orientierung des methodischen Vorgehens nach Kuckartz ist sehr gut gelungen. Dies ermöglicht es ihm, am Ende die Frage nach dem Anlass von Bildungsprozessen herauszuarbeiten. Dieser ist, wie immer, wenn man sich mit Empirie beschäftigt, nicht eindeutig: „Hinsichtlich der Fragestellung, welche Anlässe Personen dazu bewegen, sich aktiv für Nachhaltigkeit und umweltbewusstes Handeln zu engagieren, lässt sich aus der Empirie zusammenfassend feststellen, dass vor allem unreflektierte und fast beiläufige spontane Handlungen einen solchen Bildungsprozess initiieren können. Nichtsdestotrotz zeigt sich, dass auch krisenhafte Erfahrungen, zumindest im Kontext von Relevanzverschiebungen, zu einem Bildungsprozess beitragen können.” (S. 32)

Die Arbeit enthält wichtige Anregungen. So bleibt die Frage nach dem Anlass von Transformationsprozessen weiterhin ungeklärt. Krisen können ein möglicher Motor für Veränderungen sein, aber es gibt darüber hinaus weitere Anlässe, die Bildungsprozesse einleiten können. Dies konnte in der Arbeit aufgezeigt werden. Die weitere Forschung an diesem Thema wird hier sicherlich noch vieles ans Tageslicht bringen. So stellt sich die Frage, ob neben Krisen nicht auch Identifikationen, Neugier, Anerkennung oder Verliebtheit zur Infragestellung der eigenen Identität führen kann.

Bis dahin kann jeder in die Arbeit reinschauen. Die Bachelorarbeit ist als Open Access auf dem Kölner UniversitätsPublikationsServer (KUPS) öffentlich einsehbar.

Als Literatur gehen wir ein auf:
Koller, Hans-Christoph (2018): Bildung anders denken. Einführung in die Theorie transformatorischer Bildungsprozesse. Stuttgart: Kohlhammer.

und

Nohl, Arnd-Michael (2006). Bildung und Spontaneität – Phasen von Wandlungsprozessen in drei Lebensaltern. Opladen: Barbara Budrich.

Weiterer Podcast, in dem wir Interviews zur Klimakrise analysieren.
Folge 123 “Von Afrika bis Europa” – Erzählung der Klimakrise

Transformatorische Bildung – Folge 123 “Von Afrika bis Europa” Erzählung der Klimakrise

Ina und ich unterhalten uns über ein Interview (KL004) zur Klimakrise. Dabei geben wir auf Ricœur und Waldenfels ein.

Transformatorische Bildung – Folge 120 “Kämpf für dein Reisland” Anrufungen nach Butler

Juli und ich unterhalten sich über ihre Hausarbeit „Theorie der sprachlichen Anrufung nach Judith Butler“. Wir unterhalten uns darin über ein narratives Interview (FR110) mit Luana* über ihre Erfahrungen der Anrufung als „Asiatin“

Figuren der Anrufung: (Zitat)

Okay, dann fang doch jetzt einfach mal an?, chronologisch von deinem Bildungsweg erzählen, von ganz am Anfang bis jetzt. Einfach an alles was du dich erinnerst.

4 L: Okay. Alles was ich mich erinner (?) Ehm (.) also in der Kindergartenzeit (.) [mh] also an meine Kindergartenzeit kann ich mich nicht wirklich so erinnern? aber ehm meine Geschwister waren ja auch auf demselben Kindergarten wie ich und deswegen habe ich auch sehr viel Zeit mit denen dort verbracht und eine richtig gute Freundin hatte ich auch, (.) aber ansonsten is da eigentlich nich so viel passiert, was ich erwähnen könnte? In der Grundschulzeit war ich auch ganz schüchtern, aber ich hatte auch so meine Freunde und meine Schwestern warn ja wie gesagt auch auf derselben Grundschule? (.) und ehm (2) ja. Dann aber auf der weiterführenden Schule ehm (3) war das halt n bisschen anders da is auch ganz viel passiert (.) also da ehm (.) war ich anfangs auch sehr schüchtern ich hatte halt immer eine (.) richtig  gute Freundin und ich hab- war auch mit (.) ehm in Cliquen unterwegs sag ich mal und meine Klasse war eigentlich also meine Klasse war ehm (.) meine klasse war bisschen chaotisch also wir waren dafür bekannt, dass da sehr viel passiert ist, weil da ganz viel Mobbing (.) war und (.) also wir hatten auch sehr viele ehm (.) mussten oft in der Woche auch Gespräche führen und so Kummerkas- so‘n Kummerkasten wurde auch eingeführt, dadurch dass unsere Klasse halt wirklich dafür bekannt war, dass ähm wir so (2) ja, dass viele Schüler einfach ja  ehm gemobbt wurden oder ähm beleidigt wurden einfach wegen der Herkunft oder /holt Luft/ wegen anderen Sachen. Und bei mir war das zum Beispiel so, dass ich ehm es wa- es warnes warn ganz viele ich könnt jetzt mal warte mal so als Beispiel ehm so im Sportunterricht? hatten wir so n Nummernfuß- haben wir so Nummernfußball gespielt und immer wenn ich dann so losgelaufen w- eh bin wurde da immer geschrien Luana renn und kämpf für dein Reisland oder andere Sachen. Und auch im ehm Erdkundeunterricht das weiß ich noch dass ich ehm  jedes Mal wenn das Wort Asien oder China gefallen ist, dann (.) wurde direkt [eh] auf mich geguckt und dann kamen wieder ganz viele Bemerkungen oder Beleidigungen. Und ich wurde auch direk- also es war jetzt nicht so, dass es hinter dem Rücken stattgefunden hat. Also ich wurde auch immer ins Gesicht beleidigt? Und ähm dadurch dass ich so schüchtern war hab ich eigentlich auch nie was gesagt? (.) ehm aber dadurch dass ich ja auch Freunde in meiner Klasse hatten fanden die das auch nicht so schön, cool und ehm ich war aber auch nicht die Einzige also meine beste Freundin kommt aus ehm (.) Sri-Lanka und bei ihr war das genauso. Dadurch, dass die auch dunkelhäutig is, [eh] war das immer so dass wir beide nie was dazu gesagt haben und wenn wir dann beide zusammen unterwegs warn, wurden wir eigentlich dann auf also dadurch, dass wir dann so die Ausländer waren wurden wir dann zusammen eigentlich auch oft beleidigt. Und dann nicht nur von der Klasse, sondern auch wenn wir in der Pause waren und so durch das Gebäude gelaufen sind, kamen eigentlich wirklich oft Beleidigungen. Und sowas wie Ching Chang Chong oder sowas war für mich dann wirklich irgendwann auch täglich (2) fast täglich. Und ehm (.) dann ehm hat meine Klassenlehrerin dann angefangen diese Gespräche zu führen mit der Klasse und dieses diesen Kummerkasten einzuführen und dann wurde das auch (.) angesprochen von meiner Freundin (.) und dann haben wir auch darüber geredet, aber so wirklich geholfen, hab ich, hat das glaub ich nich. Also die haben das zwar aufgehört, aber ehm also es ist auf jeden Fall weniger geworden, aber (.) man wusste ja trotzdem manchmal? (2) [mh]. Also es war halt so, dass die das vielleicht nicht direkt zu mir gesagt haben, aber man hat das halt trotzdem so gehört, wie die da so getuschelt haben. Und (.) bis zur weiterführenden Schule ist es dann langsam weniger geworden, dann aber in der Oberstufe, als dann die E(.)F [äh] EFt die Einführungs-. Wie nennt man das? Die Einführungsstufe? EF?

Transformatorische Bildung – Folge 101 “Erinnerung eines Mädchens”

Tim und Tim unterhalten sich über das Buch „Erinnerung eines Mädchens“ von Annie Ernaux. Dabei beziehen wir uns auf verschiedene Aspekte der lacanschen Theorie.

Transformatorische Bildung – Folge 98 “Angst und Blick bei Lacan”

Im Gespräch mit Jasmin unterhalten wir uns über die Beziehung von Angst und Blick in einem narrativen Interview (FR098)

Transformatorische Bildung – Folge 96 “Lacan contra Sartre: Das Phänomen des Blicks”

Annika und ich unterhalten uns über den Blick bei Sartre und Lacan. Im zweiten Teil beziehen wir diese Theorien auf ein narratives Interview (FR073).

Transformatorische Bildung – Folge 92 “Anrufungen und Fremdheitserfahrungen durch körperliche Beeinträchtigungen”

Im Gespräch mit Lydia analysieren wir ein Interview (FR069). Die Unterhaltung knüpft an die Folge 89 an.

Transformatorische Bildung – Folge 75 “Das Projekt: Buntes Herz”

  1. Im Rahmen des Seminars “Umgang mit Heterogenität, Interkultur und Othering” der Universität zu Köln interviewt Lucia von der Band „Buntes Herz„.

Transformatorische Bildung – Folge 74 “Das Projekt: Mach mit.”

Im Rahmen des Seminars „Umgang mit Heterogenität, Interkultur und Othering“ der Universität zu Köln interviewt Rüküye Altun die Geschäftsführerin Elizaveta Khan des iHaus in Köln Kalk über das Projekt „Macht mit“ .

Transformatorische Bildung – Folge 72 “Wurzelbehandlung”

Im Gespräch mit Svenja unterhalten wir uns über ihr narratives Interview, das sie mit Esther Donkor geführt hat. Normalerweise werden die Interviews anonymisiert. Da aber die interviewte Person selbst das Buch Wurzelbehandlung geschrieben hat und zum das Blog http://krauselocke.de/

betreiben, haben wir den echten Namen verwendet. Wir beziehen das narrative Interview auf die Theorie von Butler und auf das Buch „Die Banalität der Rassismus“ von Terkessidis (2004).